Rio de la Plata heißt eine Serie von großformatigen Farbfotografien, die von Peter Klare mit metallener Gouache übermalt wurde. Die Arbeiten sind Teil einer größeren Werkgruppe, die sich auf verschiedene Landschaften, bzw. verschiedene Stadtlandschaften beziehen. Los Angeles, Berlin, Montevideo und London, aber auch Wälder macht sich Peter Klare für seine Malerei zum Atelier. Jedem Ort wird dabei eine andere Farbigkeit und Malweise zugeordnet, mit der er die Übermalungen ausführt. Los Angeles wird Goldbronze, Berlin trägt die Farben billiger Turnschuhe, der Wald fein nuancierte Naturtöne und das am Rio de la Plata gelegene Montevideo, wie sollte es anders sein, überfließt silberne Farbe.
Die Bemalung selbst ist genau genommen ein Wegmalen von Welt, von sichtbaren Gegenständen, die Peter Klare für das fotografische Bild als unnötig erscheinen. Man könnte an eine besonders ungeschickte Art der Retusche denken. Der Farbauftrag ist locker und freihändig und wirkt als eigenständige Setzung mit und gegen das Foto. Die metallische Farbe verbindet sich auf die Weise, wie sie das Licht reflektiert, mit dem fotografischen Untergrund. Dabei bleibt sie jedoch ein eigener Bildplan, der das Perspektivische der Fotografie konterkariert.
Die Vorgehensweise Peter Klares lässt sich als eine Art der Befragung von Bildlichkeit mit einfachsten Mitteln verstehen. Diese einfachen und offensichtlichen Eingriffe lassen ein neues Bild entstehen, das nicht mehr nur Foto ist, noch reine Malerei wird. Die Szenerien wirken bühnenhaft, entleert und verfremdet, während das Glänzen der Silberfarbe aus dem Bild heraus in den Raum greift. So lassen sich die schemenhaften Bildflächen in ihrer physischen Präsenz fast wie ein Gegenstand auffassen. Die analogen Farbfotos sind so stark vergrößert, dass das Korn sichtbar wird. Das fotografische Bild lässt sich als Materie, als Material begreifen.
Dieses Wechselspiel ist auch kennzeichnend für die anderen Werkgruppen von Peter Klare. Mit dem Ausgangspunkt Malerei, wurde sie schnell ein Mittel der Befragung von Dinglichkeit. So gibt es u.a. Objekte und Gegenstände des täglichen Lebens, die von der äußerlichen Form her eins zu eins nachgebaut wurden. Strukturell aber sind diese Objekte wie ein klassisches Gemälde aufgebaut: Sie bestehen aus einem Holzrahmen, der mit Leinwand überspannt wurde und so Körperlichkeit und Form erhält. Matratzen, Schränke, Kissen, Säulen und Fußleisten oder ganze Räume sind so gebaut. Anschließend werden diese Objekte mit Ölfarbe bemalt.
All das lässt sie noch nicht zu einem Bild werden. Diese Methodik aber stellt ihre Dinglichkeit in Frage. Selbst wenn eine überdimensionale Fußleiste mit breitem Pinsel holzartig bemalt wird, ist dies eher ein Wiederspruch denn Bestätigung des Objekts. Peter Klares Malerei ist ein kritisches Verfahren Welt umzuformulieren und Wahrnehmung zur Diskussion zu stellen.
".... Abrupt taucht die Fotografie Ort und Zeit in ihre magische Chemie. Unverrückbar und stellenweise überraschend im Detail hält sie den Augenblick in ihrer lichtempfindlichen Schicht dokumentiert. Die Erinnerung hingegen ist ein Kaleidoskop der Vorstellung, in dem die Dinge aufleuchten und verblassen, sich kristallisieren oder zerfallen, Bilder, Klänge und Gerüche miteinander verschmelzen oder sich verlieren. Partiell legt sich die silberne Farbe über die Gelatine der Fotografie. Hier im Verdeckten dehnt sich hinter den Übermalungen ein eigenständiger Raum aus. Eine Dimension in der sich die Vorstellungen zwischen präziser Körnung und blendenden Silhouetten verzweigen."
In 1987 I found myself somewhere on the other side of this planet. It was summer time and the sky was wider and lighter than I had ever seen it before. Ample space of light blues, salty fresh winds from the seaside, fine grain of sand in the air and shadows in the shape of palm trees cooling the pavement. This is a big city - new and old and unknown to me but familiar since ever before. Clean white high-rises lined up on a broad avenue facing the infinite ocean and the brightest sun. Everything seams larger in scale but me - I am lost in a pleasant way gone thousands of miles. I was a juvenile at the edge of manhood then, but I could not stay for long. After decades I came back with my hair turning grey. Time had run in loop, nothing had changed. Not the sun, not the buildings, not the silvery shore, not the pavement - just me. Passing along at the edge of a continent I am taking pictures as I fly by this surreal city of light I had fallen in love with. Trying to hold on to it, trying to go back in time, trying to be young and trying to imagine what life would have been if I could have stayed. I touch the pictures, I retouch them. I touch the places with silver paint. I want to blend into the gelatine and into the light. I want to be there, stay there and have been there all these years. There is a hidden space, a possibility, an undefined dimension in between the photographic surface and the silver gouache. And the paint coming from my hand and running all across the documents is the media. These documents of time and space, flat and two-dimensional can be altered, retouched and changed in retrospect. And the paint is the bridging link between here and there, between now and then, between me and that place. And it is branching out infinite possibilities behind its silver coat.